Gründe für den Niedergang der Eiche:
Kartoffel und Eisenbahn
Die Geschichte des Niedergangs der Eiche beginnt Mitte des 16. Jahrhunderts. Während sich im Mittelalter die Tische noch unter den Fleischbergen gebogen haben, machen sich nun überall Teuerung und Mangel bemerkbar. Um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, wird allenthalben Weizen angebaut. Mancher Wald wird gerodet, um mehr Ackerland zu schaffen.
Etwa ab 1740 beginnt in der Schweiz der Kartoffelanbau im grossen Stil. Einige Kantone erlassen die Steuern für grössere Flächen von Kartoffelfeldern. Innert weniger Jahrzehnte erobert das neue Nahrungsmittel einen grossen Teil des Kulturlandes. Kartoffeln kommen auf jeden Tisch, ihre Abfälle in die Schweineställe. Mehr und mehr werden die alten Eichen-Weidewälder zu Äckern.
Der während Jahrhunderten umsorgte und verehrte Fruchtbaum wird zum blossen Holzlieferanten degradiert. Und Holz ist Ende des 18. Jahrhunderts begehrt wie nie zuvor, als Rohstoff und praktisch einziger Energieträger in der Schweiz. Nach den Kriegen der napoleonischen Zeit sind zudem viele ruinierte Gemeinden gezwungen, ihre wertvollen Eichenbestände der Geldbeschaffung zu opfern.
Kaum hat sich die Eichenwirtschaft etwas erholt, wird der Baum neuerdings, und zwar härter denn je, getroffen. Die Eisenbahn kommt, und der Bau ihrer Geleise braucht ab 1850 enorme Mengen von Schwellen. 50 Jahre Schwellenlieferung haben der Eiche mehr geschadet als Jahrhunderte von Mastnutzung.
Zudem beteiligten sich die Gemeinden mit geliehenem Geld an den Eisenbahngesellschaften, um einen Einfluss auf die Linienführung ausüben zu können. Als die Nationalbahn 1878 in Konkurs ging, mussten auch die Gemeinden Altikon und Thalheim enorme Beträge zurückzahlen. Das war nur mit rigoroser Sparpolitik und übermässigen Holzschlägen in den Gemeindewäldern möglich, was die Zahl der wertvollen Eichen zusätzlich reduzierte.