Gerberlohe, Nahrung und Volksmedizin
Für die Bevorzugung der Eiche ist allerdings die Eichelproduktion zur Schweinemast nicht der einzige Grund. Der Müller erhält fäulnisresistentes Eichenholz für sein Wasserrad. Most, Wein und Schnaps lagern natürlich in eichenen Fässern. Brücken und Teile von Kirchtürmen sind aus Eichenholz, ebenso die Traubenpressen für die Weinherstellung.
In Frankreich und England werden Kriegsschiffe aus Eichen gefertigt. Jedes Schiff benötigt bis zu 4000 Eichenstämme. Die rasche Verknappung führte zur Einsicht, dass grosse Eichenaufforstungen nötig sind, um genügend Eichenholz produzieren zu können. Daraus sind berühmte Eichenwälder mit guter Holzqualität entstanden, z.B. der Forêt de Tronçais in der Auvergne in Frankreich.
Aber nicht nur das Holz, sondern auch die Eichenrinde ist bis ins 20. Jahrhundert unentbehrlich für die Gerber, um wasserdichtes Leder herzustellen.
Bevor der Mensch die Eicheln den Säuen vorwarf, ass er sie selber. Eichenmehl spielt eine wichtige Rolle auf dem Speisezettel der Germanen. In Notzeiten erhält die Eichel ihre Bedeutung als Nahrung des Menschen immer wieder zurück: Sie wird geröstet, gemahlen, mit Beeren versüsst oder als Eichelkaffee getrunken.
Frevel an Eichen wird stets besonders hart bestraft. Wer unbefugterweise eine Eiche fällt, erhält eine bis achtmal höhere Busse als bei einem andern Baum.
In der Volksmedizin wird die entzündungshemmende und desinfizierende Wirkung des Eichenrindentees geschätzt. Anwendungen sind Gurgeln bei Halsschmerzen sowie zum Trinken bei Magenentzündungen, Durchfall und entzündlichen Störungen des Verdauungstrakts. Auch Eichenrinden-Sitzbäder wurden früher verordnet.
Thurbrücke in Andelfingen aus hartem Eichenholz